Ich

Date

2011-03-22

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Wer bin ich? Diese Frage treibt die Menschen der westlichen Welt seit Jahrhunderten um. Sie studieren Philosophie oder Theologie, begeben sich auf lange Fahrten nach Asien, befragen Gurus, kaufen schlechte Bücher oder waten in den Sümpfen der Esoterik, um sich selbst zu finden und dann zu verwirklichen. Damit ist jetzt wohl Schluss. Zwei Focus-Redakteure, Werner Siefer und Christian Weber, zeigen in ihrem Buch Ich. Wie wir uns selbst erfinden, dass unser Selbst eine komplexe und zerbrechliche Konstruktion ist -- ganz entgegen der intuitiven Annahme, das Ich sei das unzerstörbare Gravitationszentrum unserer Persönlichkeit. Nur ein kleiner Hirnschlag und alles ist anders. Wie bei Thommy McHugh. Der 51-jährige Bauarbeiter, Ex-Sträfling und Heroinsüchtiger saß auf dem Klo, als er den stechenden Kopfschmerz spürte. Im Kernspintomografen der Notfallaufnahme des Fazakerley Hospitals in Liverpool entdeckten die Ärzte eine geplatzte Arterie. Sie hatte zwei Blutgerinnsel in seinem Vorderhirn verursacht, nichts Besonderes, klinischer Alltag, aber doch eine Revolution für sein Ich: Zwei Wochen nach der Notoperation fing der jähzornige Schläger plötzlich an, zu malen. Heute stellt er in Galerien aus. Nach der Lektüre des Buches ist nichts mehr wie es einmal war. Man kann nicht so tun, als wäre nichts passiert. Es ist etwas passiert. Das Ich ist beschädigt. Und man ist gefordert, Konsequenzen zu ziehen -- Konsequenzen, die das Leben aber nicht schwerer, sondern um vieles leichter machen: Wenn es keinen unumstößlichen und unverwüstlichen Ich-Kern gibt, muss der Mensch nicht mehr nach seinem wahren Selbst suchen. Der Mensch kann, in eigener Freiheit bestimmen, wer er ist und was aus ihm werden soll. Und er kann, da er weiß, dass er endlich ist, sein einziges Leben leben. Deswegen: Lesen und genießen! Hier und jetzt!

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Originaltext vom Verlag; nicht vom SfBS bearbeitet.

Keywords

Psychologie, Ich-Bewusstsein

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